Große Trauer um Willi Resetarits (2024)

„Mit Willi Resetarits haben wir einen begeisternden Musiker & einen faszinierenden Menschen verloren“, so Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf Twitter. Als Mitbegründer von SOS Mitmensch, Asyl in Not und des Integrationshauses habe er sich für die Ärmsten in der Gesellschaft eingesetzt. „Er gab ihnen Würde & Hoffnung. Für sein unermüdliches Wirken gilt ihm mein Dank“, schrieb Van der Bellen.

Mit Willi Resetarits haben wir einen begeisternden Musiker & einen faszinierenden Menschen verloren. Als Mitbegründer von „SOS Mitmensch, „Asyl in Not“ & des „Integrationshauses“ setzte er sich für die Ärmsten in der Gesellschaft ein. (1/2) pic.twitter.com/yQn9rzRQ7u

— A. Van der Bellen (@vanderbellen) 24. April 2022

Ludwig: "Ein Titan des Wienerlieds“

„Ich bin über den Tod von Willi Resetarits zutiefst erschüttert“, schrieb Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. „Das ist ein großer Verlust für unsere Stadt, für die Kulturszene, für alle Wienerinnen und Wiener.“ Und weiter: „Wenn man vom Wienerlied spricht, so war Resetarits ein Titan dieses Genres. (…) Dass wir ausgerechnet am Tag nach dem Flüchtlingsball – einer Wiener Ball-Institution, die untrennbar mit Willi Resetarits’ Namen verbunden war – von seinem Tod erfahren müssen, schmerzt ganz besonders.“

Noch gestern habe ich das Wiener Lied gefeiert und im Rathaus hat der Flüchtlingsball mit ihm stattgefunden. Zwei Ereignisse, die stark mit Willi Resetarits, Künstlername Kurt Ostbahn, verbunden sind. /1 pic.twitter.com/LoOTdHvKhc

— Michael Ludwig (@BgmLudwig) 24. April 2022

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Letztes Konzert auf Flüchtlingsball am Vorabend

Resetarits soll bei einem Sturz in seinem Haus verunglückt sein. Am Samstag hatte er noch den vom Integrationshaus veranstalteten Flüchtlingsball im Wiener Rathaus eröffnet. Vor wenigen Wochen hätte Resetarits als „Ostbahn-Kurti“ beim Benefizkonzert für die Ukraine im Ernst-Happel-Stadion auftreten sollen, musste aber wegen einer CoV-Erkrankung kurzfristig absagen. Er hatte erst vor kurzem über seine Erkrankung in der „Wien heute“-Gesprächsreihe „Bei Budgen“ berichtet – mehr dazu in wien.ORF.at (2.4.2022).

Willi Resetarits verstorben

Der Musiker Willi Resetarits ist tot. Er verunglückte heute im Alter von 73 Jahren, wie seine Familie bekanntgab. Besonders bekannt war Resetarits als Verkörperung der Kunstfigur "Dr. Kurt Ostbahn“ vulgo "Ostbahn-Kurti“.

„Nahendes Ende ständig präsent“

Im Oktober hatte der Musiker mit seiner Band Stubnblues das Album „Elapetsch“ veröffentlicht – und sich damals schon mit dem Tod auseinandergesetzt: „Das Grundthema ist eigentlich, dass das nahende Ende ständig präsent ist. Aber dieses Phänomen macht das Leben schöner“, erklärte Resetarits damals im APA-Interview.

Resetarits wurde am 21. Dezember 1948 als Sohn burgenlandkroatischer Eltern in Stinatz geboren und wuchs wie seine gleichfalls bekannten Brüder Lukas und Peter kroatisch sprechend auf. Im Alter von drei Jahren zog er nach Wien, nach der Matura studierte er Anglistik und Sport auf Lehramt, gab das Lehrerziel aber bald zugunsten seiner Politrock-Gruppe „Schmetterlinge“ auf und machte bereits damals – etwa bei der Arena-Besetzung 1976 – mit gesellschaftspolitischem Engagement auf sich aufmerksam.

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Sendungshinweis

Gemeinsam mit Wegbegleitern widmet sich Radio Wien Willi Resetarits Leben und Musik in einer Sondersendung am Montag, 15.00 bis 17.00 Uhr, davor blickt „Guten Morgen Österreich“ in ORF2 zurück auf Willi Resetarits zurück. ORF2 zeigt am Sonntag um 23.20h Uhr „Orte der Kindheit“ mit dem Künstler und danach „Mein Favoriten“. Ein ausführlicher Nachruf folgt am Montag um 22.30 Uhr im „KulturMontag“. Auf Ö1 sind ebenfalls Programmschwerpunkte angesetzt.

„Bruce Springsteen aus Favoriten“

Mitte der 1980er wurde schließlich gemeinsam mit dem Autor und Komponisten Günter „Trainer“ Brödl Resetarits’ erfolgreichstes Alter-Ego geboren: Der Ostbahn-Kurti, der bald den Beinamen „Bruce Springsteen aus Favoriten“ – neben vielen anderen – erhielt.

Ende 2003 schickte Resetarits sein Alter Ego in Pension. Die treue Fangemeinde startete eine Petition, die auch nach dem Abschiedskonzert auf der Hohen Warte nach Wiederkehr des Kurti verlangte. Mit Erfolg: Sonderkonzerte des Kurt Ostbahn wurden zu einer Tradition: etwa auf der Hohen Warte und zuletzt im Prater – mehr dazu in news.ORF.at (24.4.2022).

Zahlreiche musikalische und soziale Projekte

Die musikalische Breite des Willi Resetarits war post Kurti jedenfalls noch einmal aufgegangen: Neben Projekten wie dem „Stubnblues“ und Kooperationen mit den Persönlichkeiten des erweiterten Wienerlied-Spektrums – allen voran mit Ernst Molden – widmete er sich dem Zusammenspiel mit Musikern aus anderen Kulturen. Der heimischen Musikszene wollte er „bis ins Grab“ erhalten bleiben, wie er einst im Gespräch mit der APA sagte: "Ich halte es wie in einer Textzeile in Donald Duck: „Wenn man mich bettet dereinst auf die Bahre, dann legt mir daneben die Gitarre“.

Sein Engagement für Interkulturellen Dialog, unter anderem als Mitbegründer von „Asyl in Not“, „SOS Mitmensch“ und als Obmann des Vereins „Projekt Integrationshaus“ brachte ihm Auszeichnungen wie den „Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte“, den „Josef-Felder-Preis für Gemeinwohl und Zivilcourage“ und den „Fritz-Greinecker-Preis für Zivilcourage“. 2013 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und wurde in der Kategorie „Kulturerbe“ zum „Österreicher des Jahres“ gekürt. 2017 erhielt er den Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk. Im August hätte es in Podersdorf (Burgenland) eine große Ostbahn-Konzertparty geben sollen.

Bestürzung und Dankbarkeit

„Unser großer Dank gilt seiner beeindruckenden Schaffenskraft und seinem jahrzehntelangen unermüdlichen Einsatz für Menschenrechte und gegen Rassismus. Er wird uns fehlen und er wird Österreich fehlen“, so die Menschenrechtsorganisation am Sonntag.

„Wir trauern heute um eine musikalische Legende, einen Ausnahmekünstler und nicht zuletzt einfach um einen sehr feinen Menschen“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) in einer ersten Reaktion. Bestürzt zeigte sich auch SPÖ-Kultursprecherin Gabriele Heinisch-Hosek: „Willi Resetarits war nicht nur einer der vielseitigsten österreichischen Rockkünstler, sondern auch ein unermüdlicher Kämpfer für Toleranz und Mitmenschlichkeit. Er stand für Solidarität mit jenen, denen es nicht so gut geht – in seinen Texten, aber auch konkret in seiner humanitären Arbeit, u.a. als Mitbegründer von Asyl in Not und SOS Mitmensch.“

Das ist unglaublich traurig und überraschend. Gestern haben wir noch gemeinsam den Flüchtlingsball eröffnet, heute ist Willi Resetarits verstorben. Er wird für sein künstlerisches Werk und seinen humanitären Einsatz in Erinnerung bleiben! R.I.Phttps://t.co/TlcLRxXJUw

— Christoph Wiederkehr (@chriswiederkehr) 24. April 2022

Nehammer: „Viele Konzerte besucht“

Erschüttert zeigte sich auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) auf Twitter: „Er hat mich durch meine Jugend begleitet & ich habe viele Konzerte besucht. Mit seinen Liedern hat er Generationen begeistert. Sein Gespür für die Sorgen der Menschen, die er darin verarbeitet hat, wird unvergessen bleiben.“

„Er war ein so großartiger, vielseitiger Musiker und hat unser Leben in den schönen und in den schwierigen Zeiten mit dem richtigen Sound und einem großen Stück Weisheit begleitet“, zeigte sich auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) betroffen. „Und er hatte ein großes Herz. Viele Jahre lang hat er sich aufrichtig und umtriebig engagiert und sich um Menschen gekümmert, die es nicht so gut haben.“

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner schrieb auf Twitter: „Ostbahn Kurti ist von uns gegangen. Ein großer Künstler, ein großer Mensch. Seine Musik wird bleiben, sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit wird bleiben. Ein trauriger Tag.“

Mahrer: „Streitbarer Charakter“

„Er war viel mehr als die Bühnenfigur des Ostbahn Kurti. Er war ein streitbarer Charakter, dem man gerne zugehört hat, weil er immer ein friedliches Miteinander vor Augen hatte“, stellt Landesparteiobmann Stadtrat Karl Mahrer fest. „Willi Resetarits wird uns fehlen. Musikalisch wie menschlich“, ergänzt Peter L. Eppinger, ÖVP-Kultursprecher. „Schon vor meiner Radiozeit habe ich seine Musik, seinen unvergesslichen Schmäh entdeckt. Er blieb lange Zeit unerreicht in Österreich, hat in großen Hallen, Stadien und legendäre Konzerte auf der Kaiserwiese im Prater gespielt. Ich bin dankbar dafür ihn live erlebt zu haben“ so Eppinger weiter.

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